Waldorflehrer werden

Die Grundlagen für Waldorfpädagogik kann man sich in einem Waldorflehrer-Seminar erwerben. Erziehen und Unterrichten im Sinne der Waldorfpädagogik ist jedoch ein künstlerischer Beruf. Er braucht die intensive Auseinandersetzung mit den Schülern und sich selbst im künstlerisch gestalteten Unterricht. Die zentralen Lernfelder des Waldorflehrers liegen damit im Klassenzimmer, im Unterrichten selbst.

Daraus folgt für die Ausbildung zum Waldorflehrer in der LiP - Lehrerbildung in der Praxis:

  • dezentrale Ausbildung auf Augenhöhe in den Ausbildungsschulen mit einem erfahrenen Ausbildungsbegleiter,
  • Professionalisierung durch spezielle Ausbildung der Ausbildungsbegleiter,
  • Selbstausbildung im Unterricht an und mit den Schülern,
  • Abschluss mit einem Lernprozessportfolio und einer qualifizierenden, vom Prüfling selbst gestalteten, interaktiven Prüfung
  • laufende Qualitätsentwicklung durch Intervision.

Warum zu den Grundlagen auch noch die Ausbildung in der Praxis?

Der Beruf des Waldorflehrers stellt sehr hohe Ansprüche an die Persönlichkeit. Er sollte authentisch, wahrhaftig, liebevoll, die Persönlichkeiten der Schüler achtend, fachlich und methodisch kompetent mit den Schülern arbeiten können. Dabei sollte er den altersspezifischen Waldorf-Lehrplan bewusst handhaben sowie die altersgemäßen Entwicklungsschritte der Schüler menschenkundlich-entwicklungspsychologisch verstehen können. Das Lernen eines Lehrers, besonders eines Waldorflehrers, ist nie abgeschlossen. Unterrichten zur Erziehungskunst werden zu lassen, erfordert eine wache Wahrnehmung der Bedürfnisse der Schüler sowie eine ständige Selbstreflexion der eigenen Wirkungen. Als Vorbild für die Schüler ist das Lernen des Lehrers sehr wichtig. Schule, insbesondere Waldorfschule als selbstorganisierter sozialer Organismus mit sich selbst organisierenden Lehrern und Schülern, ist in ständiger Veränderung und Entwicklung – fortschreitend, forschend, innovativ, zeitgemäß.

Wie funktioniert es:

Die LiP ist eine Vollzeit-Zusatz-Ausbildung von mindestens einem Schuljahr. Es werden 15-18 Monate angestrebt, um eine dem Referendariat entsprechende Praxiserfahrung zu ermöglichen.

Die LiP umfasst 4 Schwerpunkte...

  1. praktische Ausbildung im Team auf Augenhöhe im Unterricht an der Schule,
  2. eigene künstlerische Arbeit,
  3. Einarbeitung in die Selbstverwaltung durch Teilnahme an Konferenzen etc.,
  4. Schulung im Erwachsenenlernen und speziellen Vertiefungsthemen in ca. 4 Modulen gemeinsam mit dem Ausbildungsbegleiter.

Die Ausbildung orientiert sich an Ihrem eigenen Lernbedarf! Sie umfasst ca. 1100 Unterrichtseinheiten, davon ca. 600-700 mit den Schülern und vorwiegend im Teamteaching mit dem Ausbildungsbegleiter. Zusätzlich ergeben sich zahlreiche Stunden in der gemeinsamen Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, den wöchentlichen Ausbildungsgesprächen, den monatlichen Beratungen mit der Intervisionsgruppe als Qualitätszirkel und den Modulen. Die waldorfpädagogischen Grundlagen werden in einem berufsbegleitenden Seminar oder in einer Arbeitsgruppe an der Schule erarbeitet – vorher, parallel und / oder anschließend.

Die Ausbildung schließt mit einem eigenen Lernprozessportfolio sowie einer Prüfung vor der Ausbildungsbegleiterkonferenz ab.

Struktur

Die LiP ist ein Netzwerk von Ausbildungsschulen, deren Ausbildungsbegleiter sich in mind. 12 Fortbildungs-Modulen professionalisieren.

Die Lehrer-Trainees nehmen während ihrer Ausbildung in der Praxis i.d.R. ca. 4 Mal jährlich an diesen Modulen teil.

Die Ausbildungsbegleiter treffen sich auf den 4-5 Mal im Jahr stattfindenden Modulen in einer Ausbildungsbegleiter-Konferenz als dem Entscheidungsorgan der LiP und entwickeln dort gemeinsam die Richtlinien der Ausbildung weiter.

Die LiP hat keine eigenen Räumlichkeiten.

Die Module finden in einem Tagungshaus statt.

Träger ist der gemeinnützige Verein LiP - Lehrerbildung in der Praxis Süd e.V. mit Sitz an der Freien Waldorfschule Offenburg.